Erlaubt ist, was gefällt
Sicher hast du auch schon mal etwas gemixt. Irgendwelchen Alkohol, mindestens zwei Zutaten in ein Glas gegeben und getrunken – und vielleicht war das Ergebnis so eklig, dass es dich hinterher geschüttelt hat. Aber hast du deswegen aufgegeben? Wahrscheinlich nicht. Irgendwann hast du festgestellt, dass, wenn du von der einen oder anderen Zutat mehr oder weniger nimmst, der Drink plötzlich gar nicht so schlecht schmeckt.
Die Wahrheit ist: Mach dir deinen Drink so, wie er dir gefällt.
Vielleicht trinkst du auch Kaffee mit Milch und Zucker? Fällt dir auf, wie unterschiedlich Menschen ihren Kaffee genießen? Jeder hat seine eigene Mischung, die er sich im Laufe seines Lebens zusammengestellt hat. Frag mal jemanden, wie er früher seinen Kaffee getrunken hat. Oft erzählen sie dir von einer Reise: Mehr Milch, weniger Zucker, keine Milch, gar kein Zucker mehr. Geschmack entwickelt sich, und das gilt nicht nur für Kaffee.
Was ich damit sagen will: Geschmack ist wandelbar, und alles hat seine Zeit. Dinge, die du als Kind mochtest, passen vielleicht heute nicht mehr zu dir – oder existieren schlicht nicht mehr. Geschmack ist Erinnerung, er ist subjektiv. Was dem einen gefällt, kann den anderen abstoßen. Also mach dir keine Sorgen, wenn du bisher nur Spirituosen direkt aus dem Kühlfach getrunken hast. Vielleicht hast du noch nicht bemerkt, dass sich Aromen bei Kälte „zusammenziehen“ und weniger wahrnehmbar sind. Der Alkohol selbst tritt dann stärker in den Vordergrund, was manchen vielleicht gefällt – anderen aber weniger.
Wenn es dir nicht nur darum geht, dich „abzuschießen“, könnte es sich lohnen, Spirituosen mal auf eine andere Art zu genießen. Probiere mal etwas Hochwertigeres, mit weniger Alkohol, und lass dir Zeit, es in kleinen Schlucken über deine Zunge gleiten zu lassen. Du wirst überrascht sein, welche Geschmackswelten sich öffnen, wenn du deinen Gaumen bewusst einsetzt. Und wenn du dich von alten Trinkgewohnheiten lösen kannst, dann können wir gemeinsam an deinem Geschmack arbeiten.
Für mich persönlich war die bewusste Entdeckung meines eigenen Geschmacks ein Meilenstein. Es hat nicht nur mein Trinken, sondern auch mein Essen verändert. Vor über zehn Jahren begann ich, viel bewusster zu genießen. Heute wähle ich zum Beispiel meinen Brotaufstrich danach aus, ob er zu viel Zucker oder Palmfett enthält. Wenn ich eine Bar besuche, schaue ich genau hin, wie dort gearbeitet wird. Auf diesen Seiten möchte ich dir einige meiner Erfahrungen näherbringen, mit einem dicken Unterstrich unter Genuss.
Alkohol ist gefährlich und kann zur Abhängigkeit führen – das sollte nie außer Acht gelassen werden. Ich habe Freunde, Händler und sogar Destillateure an diesen Feind verloren. Der Kampf hört nie auf, denn die Gefahr lauert überall. Aber gerade deshalb ist es umso wichtiger, bewusst zu genießen.
Prost auf den bewussten Genuss!
Thilo Fuchs 9/24